Gute Gespräche bestehen nicht nur aus Fragen und Antworten

Vielleicht kennen Sie es aus anderen Gesprächen, ob im Beruf oder mit der Familie: Sie reden seit 15 Minuten aneinander vorbei. Beide Parteien sagen viel, aber zu einem Ergebnis kommt niemand – und Sie gehen verärgert aus dem Gespräch raus. Das zugrundeliegende Problem ist aber oft nicht einmal, was genau Sie inhaltlich besprochen haben, sondern wie Sie das Gespräch geführt haben.
Die Rolle des GesprächsprozessesBei allen Gesprächen gilt es zwei Aspekte zu beachten. Da ist zum Einen das Was – der Inhalt. Zum anderen spielt aber auch das Wie – der Prozess – eine Rolle. Inhalt bezeichnet alle Themen, Fragen und Antworten, die Sie besprechen möchten. Prozess bedeutet die Art und Weise, wie Sie und Ihr Gesprächspartner das Gespräch führen. Beide Aspekte sind wichtig.
Insbesondere bei Arzt-Patienten-Gesprächen stehen jedoch viel zu häufig die Inhalte im Vordergrund. Der Prozess wird nicht genügend wahrgenommen und gepflegt. Das Resultat? Sie haben zwar über Ihre Knieprobleme geredet, gehen aber trotzdem verärgert nach Hause, weil Sie sich nicht genügend gehört und verstanden gefühlt haben.
Wenn ein Gespräch uns in schlechter Erinnerung bleibt, sind seine Inhalte oft weniger prägend als die Art und Weise, wie es geführt wurde.
Merkmale eines gelungenen Gesprächs
Ein gutes Gespräch setzt insbesondere voraus, dass:
es gut vorbereitet und möglichst strukturiert geführt wird;
alle Beteiligten sich verständlich ausdrücken; aufmerksam zuhören; sich nicht ständig unterbrechen; und nachfragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben;
die Beteiligten sich in der Gesprächsumgebung wohl fühlen.
Gehen Sie gedanklich öfters mal "auf den Balkon”, um den Gesprächsprozess zu reflektieren
Es ist anspruchsvoll, bei Gesprächen sowohl die Inhalte als auch den Prozess unter Kontrolle zu behalten. Wenn wir komplexe Fragen besprechen oder wenn wir gestresst sind, neigen wir dazu, uns ausschliesslich auf Inhalte zu konzentrieren. Den Prozess vernachlässigen wir dann leider. Und wenn wir an dieser Stelle nicht aufpassen, stimmen am Ende weder die Inhalte noch der Prozess!
Eine gute Vorbereitung hilft bestimmt. Wenn Sie mit Hilfe von EverAsk Ihre Gesprächsziele [Link] und Ihre Fragen formuliert haben, Ihren "Spickzettel" mitnehmen und während des Gesprächs prüfen, ob Ihre Fragen beantwortet wurden, ist schon viel gewonnen. Und wenn ein Punkt nicht angesprochen wurde, oder Sie eine Antwort nicht verstanden haben, teilen Sie es dem Arzt oder die Ärztin mit.
Zudem kann der folgende Ansatz besonders nützlich sein: Wenn Sie sich mit dem Ablauf eines Gesprächs unwohl fühlen, versuchen Sie zuerst, mental etwas Distanz zu gewinnen. Es hilft, wenn Sie kurz innehalten und sich vorstellen, Sie würden auf einen imaginären Balkon gehen. Balkone haben nämlich die hilfreiche Eigenschaft, dass Sie auf ihnen die Szene von oben herab betrachten können. Und von oben gewinnen Sie oft überraschende Einblicke. Das hilft Ihnen zu erkennen, warum das Gespräch nicht gut läuft. So können Sie viel besser entscheiden, wie Sie weiter vorgehen und welche Massnahmen zur Steuerung des Prozesses Sie ergreifen sollten.